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Die Fieberkapelle - 300 Jahre
Rothneusiedl besitzt an der
Dreifaltigkeitskapelle ein sakrales Bauwerk mit erheblichem Seltenheitswert. Ihre Entstehung im Jahre 1709
(Regierungsjahr von Joseph I.) verdankt die Kapelle der Errettung des Dechanten Cante
aus Laxenburg. Als dieser
nämlich bei einer nächtlichen Heimfahrt aus Wien in die früher hier befindlichen Sümpfe geriet und samt Pferd und
Wagen zu versinken drohte, gelobte er im Falle seiner Rettung die Errichtung einer Kapelle.
Die dreiseitige Kapelle zeigt an ihrer Ostfront eine rundbogige Türöffnung mit Eisengitter. Alle drei Seiten
sind durch Rundbogen, profilierte Gesimse und Lisenen gegliedert. Über dem ebenfalls dreiseitigen Dach ragt ein
einarmiges Metallkreuz. Die barocke Kapelle steht unter Denkmalschutz. Das Original der in der Kapelle aufgestellten, geschnitzten Madonnenstatue befindet sich jetzt
aus Sicherheitsgründen in der Pfarrkirche zu Oberlaa.
Es handelt sich dabei um eine Darstellung der "Maria vom Siege", die im Kapf gegen die Protestanten und
in den Türkenkriegen als "Geeneralissima" und "Patrona" im Heer der Habsburger sehr verehrt wurde.
Im Volksmund blieb sie aber immer die Fiebermadonna, zu der die Pfarrkinder betend und singend mit ihren großen und
kleinen Sorgen und Nöten zogen.
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Die volkstümliche Bezeichnung "Fieberkapelle" ist auf die von den Sümpfen verursachten
fieberhaften Erkrankungen zurückzuführen.
Die folgende Beschreibung der Maria mit dem Kind trifft auf die Originalstatue in der Pfarrkirche Oberlaa zu:
Sie trägt ein rotfärbiges, weich fallendes Kleid, das von einem reich bewegten Tuch umhüllt wird. Mit der linken
Hand stützt sie den rechten Fuß des Knaben, der sich vehement auf die Seite neigt und mit seinen weit
ausgestreckten kleinen Armen in Haltepose dargestellt ist. Er hält etwas in der Hand, was aber im Laufe der Zeit
verloren gegangen ist und nicht mehr ersetzt wurde. Durch die parallele Kopfhaltung der beiden erahnt man eine
Kraft, die sich die Waage hält. Mit einem Fuß steht sie fest auf der grünfärbigen Weltkugel, der andere ist leicht
angewinkelt, etwas weggedreht. Diese schwungvolle Geste verleiht der Gestalt eine abhebende, leicht schweebende Pose.
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Einer alten Tradition zufolge findet die jeweils letzte Maiandacht
jeden Jahres bei der Fieberkapelle statt. Von Rothneusiedl bzw. der Passinigasse kommend gehen zwei
Prozessionszüge mit Fahnen und Gesang bis zur Kapelle, wo die Maiandacht gefeiert wird.
Leider ist die wunderschöne Fläche (Feldweg zwischen den Feldern, grüne Wiesen...) rund um die Fieberkapelle durch die neue Zubringerstrasse von der S1 zum Frachtenbahnhof Inzersdorf erheblich eingeschränkt worden. Trotzdem wird dort jeweils am 31.5. die letzte Maiandacht des Jahres abgehalten.
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Darstellung der Fieber- oder Dreifaltigkeitskapelle in Rothneusiedl
Zeichnung von Maria Bablick (1984)
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